Ein armer Schäfer hatte all sein Hag und Gut verloren, und
es sollte Ihm sein letztes gepfändet werden. Am Tag
vorher weidete er an der Boyneburg. Da sahr er im
Sonnenschein an der Schlosstür eine schneeweiße
Jungfrau sitzen. Sie hatte ein weißes Tuch
ausgebreitet, darauf lagen Knotten, die
sollten in der Sonne aufklinken. Der
Schäfer verwunderte sich, an dem ein-
samen Orte eine Jungfrau zu finden, trat zu ihr hin
und sprach: "Ei was schöne Knotten!" nahm ein paar
in die Hand, besah sie und legte sie wieder hin. Die
Jungfrau sah ihn freundlich und doch traurig an, antwor-
tete aber nichts. Da ward dem Schäfer Angst. Er ging
fort, ohne sich umzusehen, und trieb die Herde
nach Hause. Es waren Ihm aber ein
paar Knotten, als er darin gestanden,
in die Schuhe gefallen. Die drückten ihn auf dem Heim-
wege. Da setzte er sich, zog den Schuh ab und wollte Sie fortwerfen. Wie er hineingriff, fielen ihm fünf oder sechs Goldkörner in die Hand. Der Schäfer eilte zur Boyneburg zurück, aber die weiße Jungfrau war samt den Knotten verschwunden. Doch konnte er sich mit dem Golde schuldenfrei machen und seinen Haushalt wieder einrichten.



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