Über die Boyneburg gibt es verschiedene Ausführ-
ungen. Wir wollen hier zwei wiedergeben, die uns
freundlicherweise durch Herrn Baron Otto von
Boyneburgk zur Verfügung gestellt wurden.
1. Die alte Reichsfeste hat eine reiche ge-
schichtliche Vergangenheit. Aus den Tälern
der Sontra, Ulfe und Netra erhebt
sich auf dem westlichen Vor-
sprunge des Ringgau ein
massiger Berg (513 m hoch)
auf dem einst eine mächtige
und stolze Burg, die Reichsfeste
Boyneburg, gestanden hat. Nur ein hoher
Bergfried und wenige Mauerreste erinnern
an die reiche geschichtliche Vergangenheit
und die Bedeutung dieser Anlage unweit der
hessisch - thüringischen Grenze. Die Erbauer
der Boyneburg sind vermutlich die mächtigen
Grafen von Northeim, deren große Zahl von Gütern
in dieser Gegend einer Burg zum Schutze bedurften. Graf
Siegfried III., der 1108 verstarb, war im Besitz der Burg, desgleichen sein Sohn Siegfried IV., der männliche Spross der Northeimer Grafen, welcher sogar den Beinamen: "Codes de Boumeneburg" führte.



Mit deren Aussterben im Jahre 1144 fiel die
Burg als erledigtes Lehen an das Reich zurück
und erscheint bereits 1156 als Reichsfeste.
In diesem Jahr erteilte Kaiser Friedrich Barba-
rossa dem Kloster Hildewartshausen ein Privi-
leg, das er auf der Boyneburg unterzeichnete.
Die um die Burg gelegenen Northeimer Güter
kamen in den Besitz der drei Linien der Herren
von Boyneburg. Wiederholt residierte Barba-
rossa auf seiner Lieblingsburg, so wie schon
erwähnt, 1156, als er von seiner Krönung aus
Italien zurückgekehrt war, dann im Sommer
1166, ehe er zum dritten Male nach Italien zog, und schließlich 1188, als der Kaiser vom Reichstage zu Goslar nach Mainz unterwegs war. Während dieses Aufenthaltes auf der Boyneburg, seinem letzten auf der Burg, stiftete er dort zu Ehren der heiligen Jungfrau und des Apostels Petrus eine Kapelle und weihte sie.

Nach Beendigung des thüringischen Erbfolgekrieges erhielt
Landgraf Heinrich I., das Kind von Brabant 1292 zu seiner
Landgrafschaft Hessen von Heinrich von Meißen acht
feste Plätze an der Werra und von Kaiser Adolf von
Nassau das Reichsschloss Boyneburg. Die Herren von
Boyneburg sträubten sich zunächst gegen ein neues
Lehnverhältnis, verglichen sich aber 1460
mit dem damaligen Landgrafen und
nahmen von ihm den ersten Reichslehn-
brief über ihr Schloss und die dazugehö-
rigen Dörfer. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts
verließen die von Boyneburg die Burg und siedelten
sich auf ihren im Tale gelegenen Besitzungen an. Es
blieben zuletzt ein Baumeister und eine Besatzung
zurück. Hundert Jahre später beaufsichtigte nur noch ein
Vogt die Burg, der auch die Gefälle erhob, täglich den Wald
beging, den Pfarrer nach der sonntäglichen Predigt verköstigte
und die Gefangenen verwahrte. Im Dreißigjährigen Kriege, 1626 wurde die stolze Reichsfeste von Tilly geplündert und 1637 von den Kroaten niedergebrannt. Im Jahre 1672 hoben die von Boyneburg nach einem zu Reichensachsen getroffenen Vergleich auch die Stelle des Burgvogts auf, verteilten den Burgwald in drei gleiche Teile an die drei Linien und überließen die Burg ihrem weiteren Verfall.

Die heute noch vorhandenen Reste der Burg weisen auf das 15. Jahrhundert als Zeit der Erbauung hin und liegen auf dem äußersten Zipfel des Hochplateaus, das zu allen Zeiten als Fliehburg benutzt wurde. Ein doppelter Graben mit dazwischenliegendem Spitzwall trennt die Ruine von dem Plateau. Der einstige Burghof bildet ein enges Viereck das an der Südseite von dem ehedem fünfeckigen Turm überragt wird, welcher früher auch als Burgverlies diente. In drei Stockwerken sieht man an dem Turm Schießscharten, von wo aus die drei Tore auf dem Wege zum Burghof überwacht werden konnten. Über dem Torgebäude soll sich die 1188 von Kaiser Friedrich I. geweihte Kapelle befunden haben.

Im Jahre 1953 hatte sich eine Vereinigung der Freunde der Boyneburg gebildet, die mit Unterstützung des Barons von Boyneburgk und des Werratalvereins den Wiederaufbau der Kapelle betrieb. Gleichzeitig setzte man den erhaltenen Teil des Bergfrieds wieder instand, dass kein Gestein des hohen Turmes mehr herunterschlagen kann.



Die Boyneburg im Ringgau war von besonderer Bedeutung
für die alte Landgrafschaft Hessen. 1292 übergab König
Adolf von Nassau diese Reichsburg mit der Stadt
Eschwege als Lehen an den Landgraf Heinrich I.
von Hessen, der damit in den Reichsfürstenstand
erhoben wurde. Am Nordrand der
Ringgauhochfläche liegt diese ausge-
dehnte Burganlage auf einem steil nach
Norden abfallenden Vorsprung einer Berg-
kuppe. Sie war einst mit ausgedehnten
Schutzwällen umgeben und die weitläufige Vorburg
war groß genug, um ein kleines Heer aufnehmen zu
können. Schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit
trug der Berg zwischen den Tälern der Netra und der Ulfe
eine Fliehburg. Aus nicht bekannten Gründen waren im 11.
Jahrhundert die Grafen von Northeim in den Besitz des Berges
gekommen und erbauten wohl eine erste Burg aus Baumstämmen. Man nimmt an, dass davon der spätere Name abgeleitet wurde. 1107 erschien die "Bemelburch" erstmals in einer Urkunde Kaiser Heinrich V., der sie wegen Räubereien der Burgmänner zerstören ließ. Seit 1123 nannte sich Graf Siegfried IV. von Northeim auch "Comes de Boumeneburc". Nach seinem Tod fiel 1144 der Burgberg als erledigtes Lehen an das Reich zurück.

Abt Marquard von Fulda übernahm es, die verfallene Burg mit erheblichen Mitteln um 1150 - 60 zum Schutz der umliegenden Besitzungen des Stiftes wieder aufzubauen. Bereits 1156 weilte hier Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum ersten Mal, hielt 1166 einen Hoftag auf der Burg ab und stattete 1188 die Priesterstelle der Burgkapelle mit Einkünften aus.

Wegen ihrer besonderen Lage zwischen den Reichsgütern im Harz und in der Wetterau wurde die Burg zu einem wichtigen Stützpunkt. Sie war mit Reichsministerialen besetzt, die sich von Boyneburg nannten und sich im 13. Jahrhundert in drei Zweige teilten. Als 1292 die Burg hessisches Lehen wurde, betrachteten sie sich jedoch weiterhin als Burgmannen des Reiches und lehnten die hessische Oberhoheit strikt ab. Erst 150 Jahre später ab 1449, verglichen sie sich mit den Landgrafen. Etwa zu dieser Zeit verließen auch bereits die Familienzweige ihre Häuser auf dem Burgberg und errichteten sich Wohnsitze unterhalb desselben.

1792 starb der Zweig Boyneburg - Honstein aus und 1803 die Linie
Boyneburg - Bischhausen und Laudenbach, auch "die Jungen"
genannt. Übrig blieb die Familie Boyneburg - Stadtfeld
und Wichmannshausen, "die Weißen" genannt, der die
Ruine heute noch gehört. Nach 1571 wohnten nur
noch ein Burgvogt mit seiner Familie auf der Burg,
die allmählich verfiel. Den Untergang fand
sie im 30jährigen Krieg, als 1626 Tillys
Kroaten plünderten und 1637 schließlich
die Gebäude niederbrannten. In der not-
dürftig aufgebauten Burg blieb wieder nur ein
Burgvogt bis 1672. Danach wurden auch hier, wie
bei vielen anderen Burgruinen, Gebäude und Mauern
zur Materialgewinnung abgebrochen. Übrig blieben
nur zwei ca. 25m hohe Wände des ehemals fünfeckigen
Bergfrieds sowie einige Grundmauern und Wallgraben. Das
am Turm angesetzte Torhaus wurde erst 1952/53 an alter Stelle neu aufgebaut. Ausgrabungen in jüngster Zeit brachten einige neue Erkenntnisse über die frühe Geschichte dieser alten Burg, die als beliebtes Wanderziel gern aufgesucht wird.

Über diese Ausgrabungen ist eine Magisterarbeit eines Herrn Gerd Strickhausen erschienen. Wer Interesse an dieser Magisterarbeit, die unter dem Titel "Quellen und Forschungen zur Hessischen Geschichte Band 86" erschienen ist, kann diese bei der Historischen Kommission Marburg, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg, anfordern.

Heute sind Ruine und Hochplateau von dichten Wäldern umgeben. Lediglich einmal im Jahr wird die historische Stätte von Leben erfüllt, wenn am Himmelfahrtstage die Bevölkerung der umliegenden Dörfer einer alten Sage folgend mit Brot und Speck versorgt wird.

Die Boyneburg ist immer einen Ausflug wert. Besonders am Himmelfahrtstag.


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