Margarethe, die Tochter Friedrichs von Boyneburg - Hohen-
stein zu Jestädt, war mit dem Erbmarschall Georg IV.
Riedesel verheiratet. Als dieser 1589 starb, bezog sie
einen Witwensitz in Hersfeld. Ihr enges Verhältnis
zu dem Abt von Hersfeld, Joachim Ruel,
fand Ihre Familie äußerst anstößig und
man beschloss, sie zu bestrafen. 1606
starb der Abt als letzter der Hersfelder
Äbte. Bald danach wurde Margarethe, angeblich
auf Befehl des Landgrafen Moritz, von ihren Brüdern
Hermann und Walrab auf die Boyneburg gebracht. Die
Leiden Ihrer Gefangenschaft hat sie später dem Schultheiß
von Hersfeld zu Protokoll gebracht. In ihrem Zimmer
hatte man anfänglich die Fenster bis auf einen
Spalt zugemauert und später ver-
gittert. Eine Aufwärterin hatte man
ihr zwar gelassen, doch wurde sie vom Burgvogt
und besonders von dessen Frau sehr drangsaliert. Sie bekam schlechtes Essen, keine saubere Wäsche und konnte sich nicht waschen. Nach 1 ½ Jahren gelang ihr dann eine abenteuerliche Flucht. Am Palmsonntag hatte man versehentlich die Tür nicht verschlossen und es gelang ihr, mit ihrer Magd, durch ein enges Kellerloch hinauszubrechen. Abgerissen und ausgehungert erreichte sie nach drei Tagen Hersfeld, wo sie ein Fischer in seiner Hütte aufnahm.
Margarethe gelang es, sich an Landgraf Moritz zu wenden, der widerstrebend zu vermitteln versuchte. Ihre Brüder brachten sie zwar nochmals auf die Boyneburg, mussten sie aber bald auf Anordnung des Landgrafen nach dem Schloss Wanfried bringen. Dort musste sie schwören sich nicht an den Verwandten rächen zu wollen. 1612 wurde sie danach in Freiheit nach Hersfeld entlassen, wo sie ihren Lebensabend verbrachte.



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