Die Bewohner des Göbelschen Hauses in Ulfen sahen einst
in ihrer Kellermauer große, runde Löcher. Das kam
ihnen sonderbar vor; noch mehr aber wunderten sie
sich, als sie gewahr wurden, dass Brot und andere
Vorräte, die im Keller lagen, nach und
nach verschwanden. Da gaben sie acht
und konnten nun sehen, wie eine Ge-
sellschaft Wichtelmännchen Rüben, Kar-
toffeln und Brot in einen Sack tat und verschwand.
Nun vermauerte man die Löcher, aber sie da, am,
andern Tage waren sie wieder aufgebrochen. So ging
das eine ganze Zeit. Immer, wenn man die Mauer ausge-
bessert hatte, sah man am anderen Tage die alten
Löcher wieder. Mit einem Mal waren die Wichtel
verschwunden, und man nimmt an,
dass sie ausgewandert sind. Eins be-
fand sich eine Frau am Boorberge und schnitt Korn. Sie
hatte ihr kleines Kind neben sich in die Köze gelegt. Da kommt eine Wichtelmutter mit einem Wichtelkinde querfeldein gelaufen, legt dasselbe in die Köze, nimmt das Kind der Frau heraus und ergreift damit die Flucht. Noch will die Frau rufen, aber schon ist die Wichtelmutter mit dem Kind verschwunden.
Da denkt die Frau: "Du hast mir`s geholt, du bringst mir`s auch wieder!" Sie lässt das Wichtelkind, das eben anfängt, ganz entsetzlich zu schreien, liegen wie es liegt. Das konnte denn doch die Wichtelmutter nicht übers Herz bringen, ihr eigenes Kind so schreien zu hören, sie brachte das richtige wieder und nahm das ihrige zurück. Sogleich war es still.
Die Wichtel wurden seit Jahren nicht mehr gesehen, man erzählt sich jedoch, dass sie anlässlich der 1225 Jahrfeier wiederkommen werden. Wer sie einmal sehen möchte, sollte unbedingt am 10. September 2000 nach Ulfen kommen, vielleicht laufen sie ihm dann über den Weg. Auch viele andere Dinge aus den Ulfener Sagen sollen an diesem Tag in Ulfen zu sehen sein.



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