Seit alter Zeit wurde auf der Boyneburg am Gründonnerstag
ein Gottesdienst abgehalten und im Anschluss daran an
die Armen der ehemals boyneburgschen Gerichte eine
Spende verteilt, welche aus Brot, drei Malter Korn
und Speck von einem gemästeten Schwein
bestand. Brot und Korn mussten die
boyneburgschen Pächter zu Bischhausen
und Wichmannshausen, das Schwein der
Müller von Reichensachsen liefern. Als die Burg an
das Reich gefallen war, musste der Staat für den Be-
darf aufkommen.
Seit 1902 wurden Gottesdienst und
Spende auf Himmelfahrt verlegt, und seit dieser Zeit pilgern
am Himmelfahrtsmorgen die Bewohner der umliegenden
Dörfer zu der Burgruine empor, um die
Spende in Empfang zu nehmen. Alter
Brauch ist es auch, Brot und Speck
aufzuheben. Wer etwas davon besitzt, der ist vor dem
Blitzstrahl geschützt, dem wird es auch niemals an Brot mangeln.
Bis einmal eine Spende unterblieb, hat sich im Berg ein solcher Geistertumult erhoben, dass man schleunigst das Versäumte nachholte, und als König Jerome 1808 die Spende verbot, soll ihm daraufhin ein schrecklich Gesicht erschienen sein, dass
der seinem Finanzminister befahl, die Spende wieder frei zu geben. Als die Spende in den Jahren um 1920 ausblieb, erhob sich wenige Tage nach dem Himmelfahrtstag ein mächtiges Gewitter. Die Arbeiter des Gutes Boyneburgk, die sich gerade auf dem Feld befanden, schafften es gerade noch bis auf das Gut, als ein mächtiger Blitz hernieder ging und die Feldscheune in Brand setzte.
Dieser alte Brauch lebt auch heute noch fort, an jedem Himmelfahrtstag findet auf dem Plateau der Boyneburg ein Gottesdienst statt und im Anschluss daran wird die Spende verteilt. Niemand weiß eigentlich so recht, wann und wie dieser alte Brauch entstanden ist, der noch heute gepflegt wird. Nach einer alten Sage soll einst ein Fräulein von Boyneburgk geträumt haben, dass es bei einem Unwetter vom Blitz erschlagen würde.
Schrecken suchte man das Fräulein durch Gebete zu schützen, aber das Unglück traf dennoch bald danach ein. Nach ihrem Vermächtnis und zum Andecken wurde daraufhin am Gründonnerstag eine Brotspende an die Armen gegeben. Volkstumsforscher sind der Meinung, dass hier ein vorchristlicher Ursprung vorliegen könnte, da die Spende am Donarstag verteilt würde.
Urkundlich lässt sich dieser Brauch bis etwa Mitte des 14. Jahrhunderts zurückverfolgen, den man ab 1903 auf den Himmelfahrtstag verlegte. 700 einpfündige Brote und 16 Pfund Speck erhielten Bewohner von 9 Dörfern des Umkreises im Rahmen eines Gottesdienstes. Inzwischen erhöhte man die Zahl auf 1000, als die Boyneburg - Spende zum Volksfest wurde.
Die "Boyneburg - Laibchen" sollen, zu Hause aufbewahrt, ein Jahr lang gegen Blitzgefahr schützen.