Sontra ist eine alte, freie Berg- und Hänselstadt.
Solches besagen die Annalen.
Das "Hänseln",
einen Brauch, der jahrhundertelang in Sontra
ausgeübt wurde, führt man zurück auf einst
verliehene Gnadenerweise, Freiheiten und
Privilegien sowie die Zugehör-
igkeit zum Städteverein der
freien Hanse, dem auch die
heute allseits bekannten Hanse-
städte Hamburg, Bremen, Lübeck,
Rostock usw. angehörten. Dieser Städte-
verein gilt als Zusammenschluß einer An-
zahl von Landstätten, die im nördlichen Teil
Deutschlands im 14. Und 15. Jahrhundert ihre
glänzendste Periode hatten.
Die noch erhaltenen
"Henselbücher" legen Zeugnis vom "Hänseln" in Sontra ab.
Wenn auch die älteren Bücher verlorengingen, so verfügt die Stadt Sontra noch über Hänselbücher für die Zeit von 1572 bis 1847.
Die Literatur weist das Hänseln bis in das Jahr 1250 nach. In Sontra sprach man dazu von einem "altherkommen", "von alters her", von "uraltem" Brauchtum.
Dieses und anderes mehr ist es, was "Bürgermeister und Rath" wie es früher hieß, im Jahre 1975 veranlaßten, der alten Zeiten zu gedenken und das "Hänseln" durch die HANSE - GILDE wieder zu begründen.
Damit wurde ein weiterer Grundstein im Bekenntnis zu unserer Heimat, dem Sontraer Land im Grenzraum zwischen Thüringen und Hessen, zwischen Fulda, Meißner und Werra, gelegt. Dies geschah ohne Unterschied, ob es sich dabei um die ur-angestammte Heimat der seit Jahrhunderten hier ansässigen
Familien oder um eine zweite Heimat derjenigen handelt,
die aus anderen Landen kamen.
Heimatfreunde, verantwortungsbewußte Mitbürger,
ehrliche Partner und verdiente Freunde
aus nah und fern und aus internationalem
Bereich, wie etwa der Partnerstadt Vimout-
iers, sind der SONTRAER HANSE-GILDE willkom-
men.
Wie man die alte Hanse-Vereinigung früher auch genannt
haben mag, ob Hänsel-Gilde, Hanseorden, Halsbandorden,
Baßband, Boschband, Burschenschaft, Buschband, Hansebrüderschaft des Bußbandes, Börse oder wie immer sonst: die HANSE - GILDE SONTRA gilt und steht für jede Art des "Hänselns" von Sontra, dessen Einzelheiten das einschlägige Schrifttum erklärt.
Die Gründungs - Urkunde der HANSE -GILDE SONTRA datiert vom 26. Juni 1975. Sie bekennt sich zur Geschichte des Sontraer Landes, zur Mehrung seines Ansehens, zu einem weltoffenen, guten Verhältnis zwischen Tradition und Fortschritt.
Sie nennt die HANSE-GILDE eine historische Vereinigung, die der Vorfahren gedenkt, aber auch der freundschaftlich und nachbarschaftlichen Begegnung im In- und Ausland ebenso wie jeder Art von Heimatbezogenheit dient. Die HANSE - GILDE SONTRA tritt für Freiheit und Frieden , für ein menschen-würdiges Dasein und Miteinander aller Menschen guten Willens, für Gemeinsamkeit in allen Bereichen sowie für gute internationale Beziehungen ein.
Dazu zählt die Gilde zum Beispiel die aktive Vertre-
tung der Ziele der bruderschaftlichen Vereinigung
der französischen Partnerstadt Vimoutiers,
die CONFRERIE DES CHEVALIERS DU
TROU NORMAND
Herausgehobene typisch heimische, traditionelle
Gepflogenheiten, orts- oder landschaftsbezogene
gute Sitten und Gebräuche sind der HANSE-GILDE
gleichfalls ein Anliegen. Speziell führt sie ab 1976 das
"Hänseln" in der alten freien Berg- und Hänselstadt Sontra wieder ein.
Die Farben der HANSE - GILDE sind die gleichen wie die der Stadt, nämlich rot-weiß-rot; sie werden kupferfarben ergänzt, um an einen fast 1000 Jahre alten Schwerpunkt der Erwerbstätigkeit im Sontraer Land, den -inzwischen stillgelegten- Kupferschieferbergbau, zu erinnern.
Das Emblem der Gilde zeigt die Rose des alten Stadtsiegels, ein stilisiertes Hänselbuch mit mittelalterlichem Schreibzeug, außerdem die gekreuzten Senats- und Schulzenstäbe mit der Waage der Gerechtigkeit als Symbol der korrekten Aufnahme in die Bruderschaft des Handels, der Deutschen Hanse, der Sontraer Märkte und der "ehrsamen" kaufmannsgetreuen Handhabung der altherkömmlichen
Gebräuche.
Das oberste Organ der Gilde ist ein Konvent. Mitglied des Kon-
vents kann nur sein, wer ehrenhalber (honoris causa) in
die HANSE - GILDE aufgenommen wurde. Das Präsi-
dium obliegt dem Vorsitzenden des Vorstands.
Der Vorstand führt die Bezeichnung Senat.
Er besteht zunächst aus dem Vorsitzenden
(1. Senator), sowie 2 Stellvertretern (2. und
3. Senator), dem Schriftführer (Ratsschreiber) sowie
dem Kämmerer (Schatzmeister) und kann um Beisitz-
er ergänzt werden.
Der Vorsitzende - im Verhinderungsfalle einer seiner
Stellvertreter - vertritt die HANSE - GILDE nach innen und außen.
Der Senat wird erstmals vom Magistrat der Stadt Sontra gebildet, später durch den Konvent gewählt. Der Hanse - Rat besteht aus dem Vorstand und weiteren Mitgliedern, die der Senat oder der Konvent auf die Dauer von 5 Jahren wählt; dazu zählen die Stadtältesten und zwei Hänselmeister, Weinschenk, Herolde und Landsknechte
Vorsitzender der HANSE - GILDE ist der jeweilige Bürgermeister der Stadt Sontra, sofern dieser nicht widerspricht oder der Konvent nichts anderes bestimmt.
Dem Vorstand obliegt die Berufung der Gilden - Mitglieder, die Entscheidung über Aufnahmeanträge sowie über das Hänseln überhaupt und die Verleihung der Ehrenbezeichnungen.
Für die Wahlen und Beschlüsse der HANSE -
GILDE und ihrer Organe gelten demokratische
Grundsätze.
Für das Hänseln der HANSE - GILDE
SONTRA wird man sich am in 1976 wieder-
erstehenden Markt- und Hänselbrunnen versam-
meln, Absprache und Absichtserklärungen des Se-
nats hören, die Hanseverpflichtung (Gelöbnis der
zu Hänselnden, dem ehrlichen Boschband die treue zu
halten) durch die Hänselmeister abnehmen und zwar
a) beim einfachen Hänseln mit Salz und Hänselbrot und einem Trunk,
b) bei der Aufnahme in die Hanse-Gilde "ehrenhalber" ebenfalls mit Salz und Hänsel-
brot, einem Trunk
Alsdann begibt man sich zum Sitzungssaal im Rathaus, um die Zahlung des Hänselgeldes, die Eintragung in das Hänselbuch mit zwei Zeugen und Überreichung eines Beleges über die erfolgte Hänselung bzw. Überreichung einer Urkunde über die Aufnahme in die HANSE - GILDE nebst Verleihung des Hänselordens (Band) vorzunehmen.
Ein kleiner Umtrunk wird sich anschließen. Der Zeitpunkt der Zeremonie wird in der Regel wohl im Rahmen des Heimatfestes liegen.
Der Tag der Neugründung der HANSE - GILDE SONTRA, der 26. Juni 1975, Vorabend des traditionellen Heimat- und Schützenfestes, im historischen Sitzungssaal des in 1668; nachdem große Teile der Stadt durch die Kroaten angezündet und dadurch vernichtet worden waren; wiederaufgebauten alten Rathauses ist ein denkwürdiger Tag in der Stadtgeschichte geworden